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Standpunkt des Beirats für Menschen mit Behinderungen in Marzahn-Hellersdorf zum Protesttag am 05.05.2023

Standpunkt des Beirats für Menschen mit Behinderungen in Marzahn-Hellersdorf zum Protesttag am 05.05.2023
Menschen mit Behinderungen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf können und wollen an der Gestaltung von Barrierefreiheit als Expertinnen und Experten in eigener Sache mitwirken und von Anbeginn als Mitgestaltende einen eigenständigen Beitrag leisten. Barrierefreiheit und Bewusstseinsbildung sind aus Sicht der im Bezirk lebenden Menschen mit Behinderung unverzichtbar für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft.
Den Blick von Menschen mit Behinderungen auf die Welt hat sehr treffend Anaïs Nin beschrieben. Sie sagte: Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern so, wie wir sind. Dabei ist unsere Wahrnehmung geprägt durch unsere persönliche Erfahrung.
Menschen ohne Behinderung fehlt sehr häufig der Blick für die Vielzahl von Barrieren im Alltag, mit denen Menschen mit Behinderung zu kämpfen haben und das obwohl viele Menschen ohne Behinderung, zum Beispiel im Schwimmbad ihre Brille abnehmen und auf einmal selbst sehbeeinträchtigt sind. Barrierefreiheit betrifft eben nicht nur Menschen mit. Umso mehr sollten wir daher den gemeinsamen Austausch suchen. Im Wissen darum, das Barrierefreiheit für alle Menschen von Nutzen ist, fordern wir die politischen Entscheidungsträger im Bezirk Marzahn-Hellersdorf auf, diese Gegebenheiten bei jeder ihrer Problemlösungen zu berücksichtigen und jegliche Insellösungen zu vermeiden. Insbesondere sollten die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung nicht vergessen werden. Anträge in der Bezirksverordnetenversammlung zum Thema Inklusion müssen auch in den Ausschüssen Schule und Sport, Jugendhilfe und Kultur diskutiert werden. Durch Begegnung findet Austausch statt.
Gesetzliche Regelungen müssen umgesetzt werden. Im § 4 Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) ist zur Barrierefreiheit definiert, dass die Lebensbereiche für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sein müssen-  Zugänglichkeit heißt: begehbar, befahrbar, erreichbar und mit ausreichendem Bewegungsraum. Benutzbarkeit heißt, es muss auffindbar und ohne fremde Hilfe bedienbar sein. Die Wahrnehmbarkeit fordert die konsequente Umsetzung des 2-Sinne-Prinzips und das Prinzip der Verständlichkeit gebietet die Nutzung einer einfachen und verständlichen Sprache.
Ein erster Schritt zu einem  inklusiven Miteinander könnte es sein, dass die Einträge im Bezirkswegweiser Marzahn-Hellersdorf um Piktogramme zur Barrierefreiheit ergänzt werden würden oder dass für bezirkseigene Förderprogramme Inklusion als eines der Förderkriterien aufgenommen wird. Der Beirat für Menschen mit Behinderungen im Bezirks Marzahn-Hellersdorf würde das gern unterstützen.
Wir fordern die Bürgerinnen und Bürger auf, mit uns zusammen in einem Miteinander für Barrierefreiheit zu streiten und einzutreten. Wir sind dazu bereit!